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ALLF e.V. bei Arbeit und Leben Nordrhein-Westfalen

Nachdem wir uns im vergangenen Jahr in der Landesarbeitsgemeinschaft Thüringen getroffen haben, kamen in diesem Jahr etwa zwanzig Mitglieder der FREUNDE und FÖRDERER von ARBEIT UND LEBEN vom 13. bis zum 15. Mai 2025 nach Düsseldorf, um sich dort im Rahmen unserer jährlichen Treffen ein Bild über die Strukturen von Arbeit und Leben Nordrhein-Westfalen  zu machen.

Empfangen und durch die Tagung begleitet wurden wir von Susan Paeschke und Dr. David Mintert,  den beiden Geschäftsführenden von Arbeit und Leben Nordrhein-Westfalen.  Unsere Tagung wurde von Beate Beckmann und weiteren Kolleg:innen der Landesarbeitsgemeinschaft vorbereitet. Alle Teilnehmer:innen stimmten in der Auswertung  darin überein, dass sowohl die inhaltliche Ausrichtung der Tagung sowie die Organisation der Rahmenbedingungen – Hotel und Tagungsort in den Räumen der Landesarbeitsgemeinschaft lagen in unmittelbarer Nähe zueinander, auch der Hauptbahnhof und ein weitere Begegnungsort waren fußläufig zu erreichen – für unsere Bedürfnisse optimal waren. Für diese gute Organisation der Rahmenbedingungen möchten wir uns auch an dieser Stelle nochmals herzlich bedanken.

Das Programm umfasste drei Schwerpunkte: zum einen die Darstellung der Entwicklung der Landesarbeitsgemeinschaft in den vergangenen zehn Jahren unter Berücksichtigung der Auswirkungen der Pandemie und dem Umgehen mit den damit verbundenen Auswirkungen auf die Bildungsarbeit.

Zum anderen wurden unter dem Stichwort ‚Stadtgesellschaft mitgestalten – Kooperation und Partizipation im öffentlichen Raum‘ Kooperationsansätze mit dem Forum Freies Theater (FFT, www.forum-freies-theater.de) vorgestellt. Dabei zeigte sich inhaltlich als auch räumlich, wie in einem innerstädtischen Ballungsraum wie der Düsseldorfer City Kultur, Bildung, Lebens- und Verkehrswelten (Hauptbahnhof, Durchgangsstraßen, Wohnen, Stadtbibliothek, Theaterräume und Konsum) miteinander verknüpft sind und sich auch gegenseitig ergänzen und bereichern können.

In einem weiteren Programmschwerpunkt am Donnerstagvormittag stellte der Kollege Trajan Danciu, Projektleiter von Arbeitsmigration fair begleiten unter dem Titel ‚Rumänien – Politische Willensbildung auf facebook und Tictoc zwischen Europa, Korruption und russischem Geheimdienst‘ eine Einschätzung zu den jüngsten Präsidentschaftswahlen in Rumänien vor. Auch wenn aufgrund der Rahmenbedin-gungen unserer Tagung hier eine eher konservative Form gewählt wurde (Vortrag/Diskussion), so war dieser Beitrag für unsere gesamte Gruppe auch ein Lehrstück politischer Bildung, dass uns zeigte, wie wichtig in einer multikulturellen Gesellschaft der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus auf die je unterschiedlichen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in den Ländern der europäischen Union geworden ist. Ohne eine solche geweitete Perspektive, ohne ein voneinander Lernen und Verstehen werden wir die Vielfalt unserer Gesellschaft nicht als Bereicherung erleben, sondern eher Gefahr laufen, die Kräfte zu stärken, die eine ‚homogene‘ Gesellschaft durch Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus anstreben.

Im November 2024 hat Arbeit und Leben Nordrhein-Westfalen sein 75-jähriges Bestehen mit einem großen Festakt begangen. Den langen Weg von der Gründung der ersten Arbeitsgemeinschaft an der Volkshochschule Marl in 1949 bis zur heutigen Gestalt von Arbeit und Leben Nordrhein-Westfalen  beschrieb der Kollege David Mintert in seiner Vorstellung  der Landesarbeitsgemeinschaft am Mittwochvormittag. Die heutige Einrichtung mit ihren 44 Bildungsreferent:innen und 27 Verwaltungsmitarbeiter:innen an verschiedenen Standorten in Nordrhein-Westfalen sowie einer Vielzahl von örtlichen Arbeitsgemeinschaften mit Schwerpunkt in der Rhein-Ruhrschiene spiegelt die Arbeitsfelder und Anforderungen im bevölkerungsreichsten Bundesland der Republik.

Die drei Säulen der Bildungsarbeit hängen eng mit den Möglichkeiten der Finanzierung aufgrund öffentlicher Regelförderung der Weiterbildung, der Erwirtschaftung von Mitteln im Bereich arbeitgeberfinanzierter Weiterbildung für Interessenvertretungen sowie Projektförderungen von Kommunen, Land, Bund und EU zusammen. Dabei kämpft AuL NRW wie andere Landesarbeitsgemeinschaften und  Weiterbildungsträger auch mit der  sich ständig weiter öffnenden Schere zwischen Fördersätzen, geforderten höheren Eigenanteilen (z.B. in Projekten) und den steigenden Kosten nicht nur bezüglich des Personals und der Honorare für die nebenamtlichen Mitarbeiter:innen, sondern bezogen auf alle zur Umsetzung einer guten Bildungsarbeit erforderlichen Rahmenbedingungen.

David Mintert erläutert in diesem Zusammenhang, wie wichtig die Zusammenarbeit mit gewerkschaftlichen Partnern, hier der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di dabei ist, aber auch die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Trägern VHS und DGB. Ebenso wichtig ist die Berücksichtigung der politischen Rahmenbedingungen. Dazu gehört für Arbeit und Leben Nordrhein-Westfalen auch die Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft, aber auch Kooperationen mit dem Arbeitsministerium, dem Innenministerium und dem Bauministerium was die meist projektbezogene Beratungsarbeit angeht. Aktuelle Schwerpunkte der Bildungsarbeit von AuL NRW sieht David Mintert in dem Versuch einer Renaissance des Bildungsurlaubs zu politischen Themen nach den Jahren der Pandemie und dem gerade bei den jüngsten Landtagswahlen in 2024 sowie den Bundestagswahlen in 2025 erstarkendem Rechtspopulismus, der sich auch in unseren Zielgruppen bemerkbar macht. Dazu bedarf es seiner Meinung nach auch einer Demokratiestärkung für Teamer:innen in der politischen Bildung und einem Ausbau des internationalen Jugendaustausches.

Fenna Godhoff schilderte der Gruppe anschließend am Beispiel des Deutsch-Französischen Jugendaustausches, wie internationale Jugendbildung in ihrem Arbeitsfeld organisiert ist. Wie auch auf der Homepage der Einrichtung beschrieben, ist das Ziel gemeinsame und unterschiedliche Perspektiven, Denk- und Verhaltensweisen, Gewohnheiten, Ausdrucksformen, Vorlieben usw. kennenzulernen. So können Wege zu wechselseitigem Verständnis, Offenheit, Toleranz und Solidarität geöffnet werden. Gemeinsame schulische und berufliche Hintergründe helfen um Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Lebens-, Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen kennen zu lernen.

Die Teilnahme an internationalen Jugendaustauschprogrammen kann so eine nachhaltige Wirkung auf die Persönlichkeitsentwicklung entfalten. Die dabei erlangten sprachlichen, interkulturellen und sozialen Kompetenzen sind zunehmend gefragt. Neben Frankreich gibt es auch Angebote für Jugendliche in Zusammenarbeit mit Griechenland, Moldawien, Tschechien und der Türkei. Arbeit und Leben NRW stellt den Teilnehmenden einen „Nachweis International“ aus, der die Teilnahme und/oder das individuelle Engagement an einem Projekt der außerschulischen internationalen Jugendarbeit belegt und würdigt.

Susan Paeschke ging dann auf den zweiten Arbeitsschwerpunkt, die Seminare für betriebliche Interessenvertretungen – insbesondere in Kooperation mit der Gewerkschaft ver.di ein. Schon seit den 60iger Jahren hat die Bildungsvereinigung enge Kooperationsbeziehungen zu den Gewerkschaften der öffentlichen Dienst gepflegt. Daraus wurde dann ab 2001 mit der Gründung der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di eine Kooperation zusammen mit anderen Bildungsträgern der Gewerkschaften, wobei AuL hauptsächlich die ehemaligen Fachbereiche 9/10 abdeckte, nach der Organisationsreform von ver.di 2022 den FB A und den FB E. Neben Seminaren im Bereich der politischen Bildung unter Einsatz von Landesmitteln werden dabei auch bei gemeinsamer Planung Seminare im arbeitgeberfinanzierten Bereich durchgeführt. Darüber hinaus ist der Teamendenarbeitskreis für dieses Arbeitsfeld bei AuL angesiedelt, mit entsprechenden Weiterbildungen, Tagungen und Konzeptentwicklung. Die intensive ‚Zusammen-Arbeit‘ in diesem Feld hat  trotz der harten Konkurrenz gewerkschaftlicher Bildungsträger dazu geführt, dass dieses auch für die finanzielle Stabilität der Bildungsvereinigung wichtige Arbeitsgebiet gehalten und qualitativ weiterentwickelt werden konnte.

Unter dem Stichwort ‚Stadtgesellschaft mitgestalten – Kooperation und Partizipation im öffentlichen Raum‘ wurde uns dann ein Einblick in Ansätze von Verknüpfung politischer und kultureller Bildung und Aktionen gegeben. Der Kooperations-partner Forum Freies Theater und die Professorin Anja Vormann von der Hochschule Düsseldorf stellten ihre Einrichtung, ihre Arbeit und Ansätze von Kooperation mit Arbeit und Leben Nordrhein-Westfalen vor.

Das Forum Freies Theater befindet sich in einem eher postmodernen Gebäude in der Düsseldorfer Innenstadt gegenüber dem Hauptbahnhof und dem zentralen ÖPNV-Knotenpunkt der City. Zusammen mit dem FFT ist die gut besuchte Stadtbibliothek Düsseldorf ebenfalls in dem Gebäude untergebracht, mit großzügigen Lese- Arbeits- und Veranstaltungsräumen, mit einem Bistro als Treffpunkt. Es war sicherlich ein Experiment, einen derartigen Kulturort in einen städtischen Brennpunkt wie ein Großstadt-Bahnhofsviertel hineinzusetzen, bietet aber gleichzeitig durch seine Lage – abgesehen von der guten Erreichbarkeit – Anknüpfungspunkte, sich mit den Gegebenheiten, den Höhen und Tiefen von Großstadtgesellschaft in heutigen Zeiten auseinanderzusetzen. Wie sich ein solches Experiment auch in kulturelle Aktionen und Ansätze politischer Bildung im öffentlichen Raum umsetzen lässt, wurde uns von der Leiterin des Forum Freies Theater, Frau Karin Tiedemann, Frau Professor Anja Vormann und Kolleginnen von Arbeit und Leben vorgestellt.

Am Donnerstagvormittag gab uns der Kollege Trajan Danciu einen Einblick in die aktuelle Entwicklung in Rumänien vor und nach den Präsidentschaftswahlen von 2024 und 2025. Der Kollege arbeitet in dem Projekt ‚Arbeitnehmerfreizügigkeit fair gestalten und ist dort in der Beratung rumänischstämmiger Arbeitnehmer:innen zuständig. In seinem Beitrag ging es jedoch weniger um die Darstellung der konkreten Projektarbeit an den jeweiligen Beratungs- und Einsatzorten. Vielmehr entwickelte sich seine Intervention zu einem veritablen Beitrag zur politischen Weiterbildung unserer Gruppe in Bezug auf die Wahrnehmung der Realitäten in den uns umgebenden Ländern sowie deren Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und diejenige in den Herkunftsländern der zu uns kommenden Arbeitskräfte. 

Neben den inhaltlichen Debatten haben wir auch des Wiedertreffen und Zusammensein mit den Teilnehmer:innen genossen. Bei den Mahlzeiten und Gesprächen an den Tischen gab einen lebhaften Austausch zum Programm und den eigenen Erfahrungen in den verschiedenen Bundesländern und Lebenswelten. Ein gemeinsamer Spaziergang durch das Regierungsviertel und am Rhein entlang zur Düsseldorfer Altstadt war aufgrund des angenehmen Wetters ein Erlebnis, auch weil der Kollege Uli Heinemann aus seinen beruflichen Aktivitäten in der Staatskanzlei das eine oder andere dazu beitragen konnte.  Am Mittwochabend lud Arbeit und Leben Nordrhein-Westfalen die Freunde und Förderer zu einem Abendessen in der ‚Destille‘ in der Düsseldorfer Altstadt ein, wo wir in vielen Gesprächen einen lauen Frühsommerabend genießen konnten.

Im Anschluss der Tagung fand dann noch die Mitgliederversammlung der FREUNDE und FÖRDERER von ARBEIT und LEBEN statt, bei der der Geschäftsbericht und die Bilanz für das Jahr 2024 vorgelegt und erläutert wurden. Der Vorstand bedankte sich bei den Teilnehmer:innen für die einstimmige Entlastung und wünschte allen eine gute Heimfahrt.